Moritz Schmidt: "Dort oben ist man ganz weit weg von allem"

 

Moritz Schmidt ist ehrenamtlicher Hüttenwart der Greizer Hütte in den Zillertaler Alpen. Zu seinen Aufgaben zählt die Betreuung der Haustechnik. Besonders wichtig: die Wasserversorgung (links). Auf der Greizer Hütte wird sie von einem kleinen See gespeist. Fotos: privat

Quelle: Frankenpost Hof, August 2024, von Katrin Lyda

Der Röslauer Moritz Schmidt betreut die Schutzhütte der DAV-Sektion Greiz mit Sitz in Marktredwitz. Dafür bringt er jede Menge Erfahrung, aber auch Liebe zu den Bergen mit. Er hat zwei Sommer auf der Hütte in den Zillertaler Alpen verbracht.

MARKTREDWITZ/RÖSLAU/ZILLERTAL„Es gab eigentlich nur Highlights“, sagt Moritz Schmidt über seine zwei Sommer, die er auf der Greizer Hütte zubrachte. Das Gletscher-Panorama von der Terrasse, das Frühstück um 5 Uhr früh, die Freude daran, den Besuchern einen gelungenen Aufenthalt zu ermöglichen und zu unvergesslichen Erlebnissen beizutragen. Und seine eigenen natürlich: Wenn man früh zum Gipfel aufsteigt, um dort ganz für sich allein den Sonnenaufgang zu genießen; den Alltag mit Stress und Problemen komplett drunten im Tal lassen kann. Nicht zuletzt hat Moritz auf der Hütte seine Freundin kennengelernt. Bekommt man nicht nach einiger Zeit einen Hüttenkoller, so ganz ohne Fernsehen, Mobilfunk und digitale Kontakte zur Welt drunten? „Schon nach wenigen Tagen ist es egal. Man ist einfach ganz weit weg von allem“, schildert der 32-Jährige. Nach der offline-Sommersaison stapelten sich dann allerdings mehrere Hundert ungelesene Whatsapp-Nachrichten auf dem Handy.

Wunsch: ein Job mit Hund

Wie kam der gebürtige Röslauer dazu, auf einer Berghütte zu arbeiten? „Ich wollte einen Job, bei dem ich meinen Hund mitnehmen kann. Eigentlich war mein Plan, nach dem Studium in Rosenheim in einem Ingenieurbüro zuarbeiten. Aber spätestens beim Stichwort ‚Hund’ war das Thema durch – ich kassierte lauter Absagen.“

Die gesamte Familie Schmidt ist seit Jahrzehnten Mitglied in der Sektion Greiz mit Sitz Marktredwitz des Deutschen Alpenvereins, der die Greizer Hütte in den Zillertaler Alpen seit über 130 Jahren gehört. Moritz rief einfach mal bei den damaligen Wirtsleuten Herbert und Irmi Schneeberger an. Die konnten Unterstützung gebrauchen, und so machte sich der junge Ingenieur im Sommer 2018 auf zu dem auf 2227 Metern Höhe gelegenen Schutzhaus. Dort wartete eine Vielzahl an Aufgaben auf ihn: „Ich war im Service tätig – habe die Gäste bedient, geputzt, Betten hergerichtet, in der Küche mitgeholfen, und abends mit der Steirischen und der Gitarre zur Unterhaltung beigetragen“. Der Tag auf der Hütte dauert von fünf bis 23 Uhr – außerhalb brauchte man nichts mehr. „Eine schöne Zeit – man musste nicht viel nachdenken – jeder im Team wusste, was er zu tun hatte“, bilanziert der Bauingenieur, der mittlerweile als Juniorchef im Röslauer Schreinereibetrieb mitarbeitet.

Ständig ist etwas zu richten

In den Monaten auf der Hütte fielen dem Holzfachmann einige Problemstellen ins Auge, etwa defekte Fenster, marode Dachgauben, Feuchte an Außenwänden und Boden und eine hoffnungslose Situation bei den Installationen. Darüber sandte er dem Vorstand seiner Sektion einen Bericht. Ein im Frühjahr 2019 anberaumter Arbeitseinsatz war „ein Tropfen auf den heißen Stein“, schildert Moritz Schmidt den Umfang der nötigen Arbeiten.

In der Zwischenzeit war im Bundesverband des Deutschen Alpenvereins in München eine Stelle im Ressort „Hütten und Wege“ ausgeschrieben, zur Unterstützung der Sektionen bei deren Baumaßnahmen an den alpinen Schutzhütten. Moritz bewarb sich und bekam die Zusage. Nach einem weiteren Sommer auf der Greizer Hütte trat er im Herbst 2019 die neue Aufgabe beim DAV-Hauptverband an.

Aufgrund der Komplexität dieser Bauwerke und der Tatsache, dass jede Hütte anders ist, brauchen die Sanierungen Konzepte und kosten viel Geld. Es gilt, Fördermöglichkeiten auszuloten und zu beantragen, aber auch das Umfeld wie die jeweilige Sektion, Grundstückseigentümer, Interessensverbände und Behörden einzubeziehen, Zufahrten zu ermöglichen oder Dienstbarkeiten zu verhandeln, etwa für Wasserleitungen. All dies und vieles mehr gehörte zu den Aufgaben der neu geschaffenen Projektstelle im Hauptverband.

In den vier Jahren seiner Tätigkeit dort von 2019 bis Ende 2023 betreute Moritz Schmidt zehn größere und jährlich rund ein Dutzend kleinere Projekte. „Für jedes musste man die Schwerpunkte anders setzen, überall waren andere Tätigkeiten gefordert, weil die erforderliche Unterstützung jedes mal eine andere war“, schildert der Bauingenieur. Neben den fachlichen Problemstellungen sei eine nicht zu unterschätzende Herausforderung gewesen, die Probleme aller Beteiligten ernst zu nehmen und unter einen Hut zu bringen, damit am Ende alle zufriedengestellt sind.

Viele unterschiedliche Projekte

Zu den umfangreicheren Projekten gehörten die Sulzenauhütte im Stubaital, die Ostpreußenhütte bei Salzburg oder die Martin-Busch-Hütte im Ötztal. Bei letzterer hatte ein Sturm 2019 das Dach zerstört. Der Schaden war jahrelang nicht behoben worden, sodass massive Folgeprobleme auftraten. Insbesondere die Beteiligung des Bundesdenkmalamtes stellte bei der Planung für die Sanierung eine zusätzliche Herausforderung dar. Die Berliner DAV-Sektion, der die Hütte gehört, bat daher beim Bundesverband um Unterstützung. Die Sanierung wurde 2022 fertiggestellt.

Die Tätigkeit als „Allrounder“ auf der Greizer Hütte hat ihm im Ressort Hütten und Wege vieles erleichtert: „Zum einen kannte ich die Probleme, die auftreten können, aus erster Hand. Außerdem waren meine Hüttenwirte in den einschlägigen Kreisen gut bekannt. Das öffnete so manchen Zugang zu den bodenverhafteten Einheimischen“, sagt Moritz Schmidt. So musste der Franke mit oberbayerischem Sprachverständnis gelegentlich sogar dolmetschen – etwa für die DAV-Sektion Hannover, als es um die Renovierung deren Hütte in den Hohen Tauern ging. „Da gab es echte Sprachbarrieren“, lacht der Röslauer, der Ende 2023 wieder in seine angestammte Heimat Fichtelgebirge zurückgekehrt ist.

Hochschule erarbeitet Studie

All diese Erfahrungen bringt Moritz Schmidt nun weiterhin in die Betreuung der Greizer Hütte ein: Seit heuer ist er als Hüttenwart der Sektion Greiz mit Sitz Marktredwitz Ansprechpartner für alles rund um deren Schutzhaus in den Zillertaler Alpen. „Hier steht im Grunde eine Generalsanierung an“, schätzt der Bauingenieur den Umfang der Arbeiten ein. Momentan befasst er sich damit, den Bestand zu sondieren und die Grundlagen für die notwendigen Planungen zu ermitteln. Nächstes Jahr ist eine Variantenstudie geplant, bei der Studierende der technischen Hochschule Saalfelden ihre Vorschläge einbringen und aus der das schlussendliche Sanierungskonzept hervorgehen soll. Frühestens 2026 kann es an die Umsetzung gehen. „Das wird dann die größte Challenge“, erklärt Moritz Schmidt, denn die Arbeiten müssen während des kurzen Bergsommers bei laufendem Betrieb erfolgen, und die Hütte liegt an einem der beliebtesten Höhenwege in Tirol. Zwei bis drei Jahre Bauzeit und mehrere Millionen Euro Kosten setzt der Fachmann dafür an.

Freiwillige gesucht

Die Aufgabe der Baubetreuung auf der Greizer Hütte hat Moritz Schmidt ehrenamtlich für die Sektion übernommen. Er verschafft sich auch vom Fichtelgebirge aus immer wieder vor Ort selbst ein Bild. Für Arbeitseinsätze, vor allem zur Inbetriebnahme im Frühjahr, werden engagierte Menschen gesucht, die Lust haben, mit anzupacken. Eine Woche dauern die Einheiten, bei freier Kost und Logis. Vorkenntnisse sind keine erforderlich, betont der Hüttenwart, der aus eigener Erfahrung weiß: „Das ist immer lustig.“ Interessierte können sich gerne bei ihm unter huettenwart@alpenverein-greiz.de melden.

 

 

 

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