Star-Bergsteiger Hans Kammerlander zu Gast beim Alpenverein Marktredwitz: „Das Schönste ist, sich dem Berg zu nähern“
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Star-Bergsteiger Hans Kammerlander zu Gast beim Alpenverein Marktredwitz: „Das Schönste ist, sich dem Berg zu nähern“
VON WOLFGANG NEIDHARDT
„Ich möchte jung sterben, aber möglichst spät." Hans Kammerlander könnte diesem Ziel ziemlich nahe kommen , wenn er weiter so lebt wie bisher: mit enorm viel Bewegung und hohem, aber meist kontrolliertem Risiko. Von seiner Entwicklung zum derzeit bekanntesten Bergsteiger erzählte der Südtiroler vor fast 500 Besuchern beim Alpenverein in Marktredwitz.
MARKTREDWITZ Kammerlander ist ein Star, vielleicht der Bergsteiger-Star, seit sich Reinhold Messner nach vergeblicher YetiSuche von den hohen Bergen der Welt verabschiedet hat. Doch der Star hat keine Allüren, plaudert so, als säße er am Wirtsaustisch. Das Plaudern kann er sich heute freilich leicht machen: Bild und viel Text lässt er sich von Leuten liefern, die dies annähernd so perfekt können wie sich Kammerlander in den Bergen bewegt. Hartmann Seeber, sein Kameramann, liefert die Filmszenen oder bereitet sie auf. Und Walther Lücker, CoAutor des 49 Jahre alten Bergsüchtigen aus dem Bergdorf Ahornach nördlich von Bruneck, fasst dessen Erlebnisse seit Jahren in wohl gesetzte Worte.
Die sind den Filmsequenzen unterlegt. So bleibt Kammerlander genug Gelegenheit, seinen Werdegang mit eigenen Worten zu schildern: einfach, einfühlsam und zugleich mit leicht ironischer Distanz zum eigenen Tun. Er empfindet Dankbarkeit, dass er in Bergen zwischen Südtirol und Himalaya „unterwegs sein durfte", tiefen Respekt vor den Pionieren, wenn er ihre Leistungen in deren Ausrüstung etwa am Stabelerturm im Rosengarten nacherlebt, fühlte sich als „stolzester Mensch der Welt", als er seine ersten Dolomiten-Wände auf extremen Routen bewältigt hat -„ohne Nichts" unterwegs im Alleingang an den Drei Zinnen.
Je schwieriger seine Touren werden, umso mehr lebt Kammerlander von der Spannung und bewältigt die Angst. „Sie lähmt deine Bewegungen." Solcherart Lähmung kann sich der Extrembergsteiger nicht leisten, der zu Beginn seiner Karriere „sehr risikoreich unterwegs war und gefährliche Jahre" erlebt hat. „Locker sein" ist erste Bedingung, um 60 Grad steile Hänge mit Skiern abzufahren - im heimischen Ahrntal oder am Mount Everest, wo Kammerlander dies als erster Mensch der Welt gewagt hat.
Die Lockerheit hat er sich bewahrt, wenn er auf manche Extremtour zurückblickt, die Herausforderung und Werbung zugleich war: Nach Ortler-Besteigung, Rad-Transfer 250 Kilometer quer durch Südtirol und dann durch die Zinnen-Wand in 24 Stunden fragt er sich: „Was machst du Trottel? Und so was auch noch freiwillig..." Ähnliches am Matterhorn sieht er im Nachhinein schon als eine „ein bisschen chaotische Sache": in einem Tag vier Mal hinauf über alle vier Grate.
13 der 14 Achttausender ließ Kammerlander folgen. Doch auf den 14., den Makalu, verzichtet er. Dort haben Karl Großrubatscher und Friedl Mutschlechner, zwei seiner besten Partner, den Bergtod gefunden. „Wenn ich dorthin ginge, würde vieles aufreißen."
Nach spektakulären und Publikumsträchtigen Aktionen hat Hans Kammerlander Ziele gefunden, die ihm nun die wahre Herausforderung sind: die höchsten unbestiegenen Berge der Erde. Dort findet er „logische Routen, die noch keine Linie“ haben. Er zieht diese Linien, wenn auch nicht immer mit Erfolg, wie im vergangenen Jahr am Nuptse oder am Jasemba. Wenn dort die Elemente toben und zum Rückzug zwingen, dann denkt Kammerlander: „Das ist ja die Scheiße, dass wir freiwillig hier sind.“
Doch kaum ist der geordnete Rückzug bewältigt, da locken ihn wieder neue, bisher unbewältigte Routen, der „Alpinismus total“. Die Tickets nach Nepal seien schon beschafft, berichtet Hans Kammerlander in Marktredwitz. Er freut sich auf die Nepaler, die er inklusive ihrer Zahnimplantate im Vortrag lieben zeigt als Tempel und Pagoden, und denen er Waisenhäuser und Schulen baut. Er freut sich auf „das Schönste: sich dem Berg nähern“ mindestens ebenso wie darauf, seinen sportlichen Ehrgeiz zu befriedigen nach dem Grundsatz „Das Unmöglich versuchen, damit das Mögliche möglich wird.“
[Quelle: „Frankenpost“, 14. März 2006]
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Marktredwitz. (dih) Ein besseres Geburtstagsgeschenk ... ▼ mehr
„Am seidenen Faden": Hans Kammerlander nimmt 500 begeisterte Zuschauer mit auf Touren
Marktredwitz. (dih) Ein besseres Geburtstagsgeschenk konnte sich die Sektion Greiz des Deutschen Alpenvereins mit Sitz in Marktredwitz gar nicht machen. Zum 125 jährigen Bestehen kam Extrembergsteiger Hans Kammerlander in die völlig ausverkaufte städtische Turnhalle. Der 49 Jährige entführte 500 Besucher per Diaschau in die faszinierende Bergwelt: "Am seidenen Faden von Südtirol zum Jasemba".
Auch die jungen Besucher waren von der Schilderungen Hans Kammerlanders (links) fasziniert und ließen sich Autogramme geben. Bild: Dieter Hecht
Damit gelang ein erstes Highlight in einer Reihe von Jubiläumsveranstaltungen. Wie Vorsitzender Walter Wenisch sagte, wollte der Alpenverein mit der Verpflichtung des weltbekannten Bergsteigers seinen Mitgliedern, allen Naturfreunden und an der Bergwelt interessierten Menschen ein besonderes Schmankerl bieten.
Zum dritten Mal zu Gast
Dabei war Kammerlander schon zum dritten Mal zu Gast in Marktredwitz, zuletzt auf den Tag genau vor elf Jahren. Der „Bauernbub", am 6. Dezember 1956 als sechstes Kind einer Bergbauernfamilie in Ahornach/Südtirol geboren, stellte sich als charmanter und unterhaltsamer Plauderer vor. Das Publikum verfolgte die Ausführungen des athletischen Bergsteigers mit Begeisterung.
Schon in seiner frühen Jugend begann Hans Kammerlander, die Berge der näheren Umgebung zu erklettern. Er spürte dabei, wie er sagte, die unendliche Freiheit in einer riesigen Landschaft aus Fels und Stein. Kammerlander sah die große Welt hinter seiner eigenen, bis dahin so kleinen Welt. Die Faszination der Berge ließ ihn nicht mehr los, die „Bergsucht" hatte ihn ergriffen.
In seiner Multivisionsschau machte Kammerlander einen imposanten Streifzug durch „seine" Südtiroler Berge mit einer Landschaft, die sich je nach Jahreszeit in einem besonderen Licht darstellt. Bilder zeigten den jungen Kammerlander auf dem Bergbauernhof seiner Eltern inmitten einer großartigen Bergwelt. Kraft, Ausdauer und Kondition holte er sich beim fast täglichen Lauftraining, das ihn bergauf über Wiesen, Geröll und zahlreiche Felsplateaus bis an den Gipfel führte.
In der städtischen Turnhalle hätte man eine Stecknadel fallen hören, so gebannt lauschte das Publikum. Nach den ersten kleineren Besteigungen folgten die Dolomiten, wobei er besonders von den Drei Zinnen schwärmte. Die großen Wände der Alpen bis hin zu den Achttausendern der Welt, von denen er13 bestieg – als hätte der Extrembergsteiger noch den Mount Everest, den K2 oder die jüngste Expedition zum unbestiegenen Jasemba Peak in Nepal vor Augen, so schilderte er seine Abenteuer. Staunend verfolgte das Publikum den Aufstieg zum 8848 Meter hohen Everest und die anschließende, atemberaubende Skiabfahrt.
Kammerlander bekannte, er habe schon manches Mal aufgeben und wieder umkehren wollen, doch der Reiz des Gipfelsturms ließ ihn durchhalten. Einmal machten ihm zu schlechte Wetterbedingungen beim Aufstieg zum 7804 Meter hohen Nuptse East einen Strich durch die Rechnung, dem höchsten noch unbestiegenen Gipfel. Nur bis 6800 Meter gelang der Aufstieg.
Eiger und Matterhorn
Hans Kammerlander unternahm rund 2000 Klettertouren, davon 50 Erstbegehungen. 60 Alleinbegehungen lagen im sechsten Schwierigkeitsgrad. Faszinierende Begegnungen gab es mit der Eigernordwand, der Nordwand des Matterhorn, der Südwand der Marmolata oder mit der Civetta Nordwestwand. Kammerlander war auch viel mit Reinhold Messner unterwegs. Besonders die sechswöchige Tour „Rund um Südtirol" weckte Erinnerungen an 1200 Kletter- und Wanderkilometer, an 300 bestiegene Gipfel mit insgesamt 100 000 Höhenmetern.
Die Besucher ließen die faszinierenden Bilder von Schnee und Eis, Gletschergebilden, waghalsigen Touren und von blühenden Landschaften auf sich einwirken und dankten dem Extrembergsteiger nach über zwei Stunden mit riesigem Applaus. Danach musste sich Kammerlander noch zahlreichen Fragen stellen. Er gab unermüdlich Autogramme, was die sympathische Wirkung des Südtirolers noch steigerte.
[Quelle: „Neuer Tag“, 13. März 2006]
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Der nachhaltige und ökologisch verantwortliche Betrieb der Hütten hat beim Deutschen und beim Österreichischen Alpenverein höchste Priorität. Daher werden bei der jährlichen Hauptversammlung besonders ökologisch wirtschaftende Hütten mit dem Umweltgütesiegel der Alpenvereine ausgezeichnet. Im Rahmen der diesjährigen Hauptversammlung des Deutschen Alpenvereins vom 27. bis 29. Oktober in Berchtesgaden wurde diese Auszeichnung an fünf Hütten verliehen. Darunter war die Greizer Hütte der DAV-Sektion Greiz, Sitz Marktredwitz, als einzige Alpenvereinshütte in Tirol.
Die Auszeichnung wurde von Gerhard Wucherpfennig, dem Vorsitzenden des Bundesausschusses Hütten, Wege und Kletteranlagen, übergeben. In seiner Laudatio bezeichnete er die nunmehr 112 Jahre alte, 2.227 m hoch gelegene Greizer Hütte als eine "noch echte Schutzhütte" mit einer tollen Hüttenatmosphäre in der großartigen Landschaft der Zillertaler Alpen. Bis 2003 wurde die Hütte mit Pferden gesäumt, heute erleichtert eine Materialseilbahn die Versorgung. Gewürdigt wurden u.a. das Angebot von Produkten aus der Region und der eigenen Landwirtschaft, die Vermeidung von Abfall (z.B. keine Portionsverpackungen und keine Einweggebinde), die umweltfreundliche Energie-Vollversorgung der Hütte über Klein-Wasserkraftwerke (womit sämtliche Geräte im Haus betrieben werden können, auch der Antrieb des Motors für die Materialseilbahn), die Solaranlage zur Gewinnung von Warmwasser sowie die Entsorgung mittels Siebsack- und Kompostieranlage. Mit einem großen Lob für den Hüttenwart Hans Geyer und die Hüttenpächter Herbert und Irmi Schneeberger aus Ramsau im Zillertal für ihre engagierte Arbeit im Bereich des praktizierten Umweltschutzes schloss Wucherpfennig seine Ausführungen und übergab die Urkunde sowie das in Holz eingearbeitete Gütesiegel.
Die Sektionsführung hofft, dass diese Auszeichnung einen weiteren Anreiz für Alpenvereinsmitglieder und für Urlaubsgäste im Zillertal darstellt, die Greizer Hütte zu besuchen und sich davon zu überzeugen, dass sie diese Auszeichnung mit Recht trägt. Die Greizer Hütte ist von Mitte Juni bis Anfang Oktober bewirtschaftet, die Winterhütte ist immer offen. Sie ist ein wichtiger Stützpunkt auf der Großen Zillertaler Runde, dem sog. Berliner Höhenweg, sowie für Gletschertouren auf herrliche Gipfel, z.B. den Großen Löffler mit 3.376 m. Hochalpine Übergänge führen zur Kasseler Hütte und zur Berliner Hütte. In Hüttennähe befindet sich auch ein Klettergarten mit vier gesicherten Routen. Im Jahre 2005 verzeichnete die Hütte 3.472 Übernachtungen und 1.565 Tagesgäste.
Die Auszeichnung mit dem Umweltgütesiegel ist ein gelungener Auftakt zum 125-jährigen Gründungsjubiläum, das die Sektion Greiz im nächsten Jahr feiern kann.
Quelle: Der neue Tag vom 27.10.2005
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